Flaschenformen
Es gibt hunderte, wenn nicht sogar tausende verschiedene Weinflaschenformen, dennoch haben sich einige wenige Grundformen heraus kristallisiert.
Die Bordeauxflasche
Die Bordeauxflasche ist leicht an ihren „Schultern“ zu erkennen. Sie gehört heute zu den populärsten Flaschenformen für trockene Rotweine. Der Boden ist leicht gewölbt, um zu verhindern, dass Ablagerungen beim Eingießen aufgespült werden. Ein alter Bordeaux sollte deshalb rechtzeitig vor dem Servieren aufrecht gestellt werden, damit das Depot in die kleine Rille um die Beule rutschen können (dies trifft gleichermaßen auf Burgunder zu). Bordeauxflaschen gibt es in grün (für trockene Rot- und Weißweine) und in klarem Glas (für süße und einige trockene Weißweine).
Die Burgunderflasche
Die Burgunderflasche hat keine Schultern. Sie wird für Rotwein (in der Regel Pinot Noir) und Weißwein (meist Chardonnay) verwendet. Die klassische Burgunderflasche ist dunkel- bis hellgrün, es gibt aber auch Klarglasvarianten. Sie ist auch die klassische Flaschenform für Rhôneweine (meist etwas breiter) und viele Loireweine. In Kalifornien benutzt man sie unter anderem auch für Chenin Blanc. In Italien wird sie teilweise in sehr dunklem (auch braunem) Glas für viele verschiedene Weine verwendet (zum Beispiel Barolo). In Deutschland nimmt man sie zum Beispiel für Grau- oder Spätburgunder.
Die Hoch- oder Schlegelflasche
Die Hoch- oder Schlegelflasche ist eine schlanke, flötenartige Flasche, die einer langgezogenen Burgunderflasche ähnelt. Sie hat ihren Ursprung in Deutschland. Sie wird deshalb auch vorzugsweise für die in Deutschland üblichen Rebsorten (Riesling, Rieslaner, Gewürztraminer) verwendet. Es gibt sie in der Regel in braun (Rhein) und grün (Mosel). Neben Deutschland ist die Hochflasche eine typische Form für das Elsass (meist etwas höher als in Deutschland), Österreich und die Schweiz. Weltweit wird sie gerne für Rieslinge und Dessertweine benutzt.
Die Champagnerflasche
Die Legende sagt, die Champagnerflasche gehe auf den Mönch Dom Pérignon zurück. Sie ist recht dickwandig, um dem Druck im Flascheninneren standzuhalten. Der gewölbte Boden entstand ursprünglich beim Glasblasen, weil die Flasche über einen Holzstab gedreht wurde, allerdings gibt der gewölbte Boden den Druck auch besser an die Wände ab und sorgt damit dafür, dass der Flaschenboden nicht bricht. Die klassische Champagnerflasche ist grün, nur wenige Ausnahmen sind klar. Allerdings sollten solche Flaschen nicht länger der Sonne ausgesetzt sein, da der Geschmack der Weines schnell leiden würde (dies ist der Grund, weshalb klare Champagnerflaschen auch meist in Kartons oder farbiger Folie verkauft werden). Die grüne (oder bei anderen Weinen braune) Farbe schützt den Wein generell vor der schädlichen Wirkung der UV-Strahlen und ist gerade bei lange lagerndem Wein wichtig. Generell gilt: je dunkler die Flasche (und der Lagerort), desto besser der Schutz.
Klassischer Champagner erfährt in der Flasche eine zweite Gärung. Diesen Vorgang nennt man Flaschengärung oder auch Champagnerverfahren. Hierfür wird nach der ersten Gärung Hefe, Grundwein und Zucker in die Flasche gefüllt und dieser in der Regel mit einem Kronkorken verschlossen (deshalb auch der wulstige Rand der Flasche). Durch regelmäßiges Rütteln der Flasche lagern sich die Gärungsrückstände, das Depot, im Flaschenhals ab. Nach dem Abschluss der zweiten Gärung wird das Depot entfernt. Dies geschieht durch Einfrieren des Flaschenhalses. Beim Öffnen der Flasche schießt der Eispfropfen heraus. Diesen Vorgang nennt man Degorgieren. Der Sekt wird mit der Dosage aufgefüllt, um ihm seinen endgültigen Geschmack zu verleihen und endgültig verkorkt.
Weitere Flaschenformen
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer typischer Flaschenformen, so wird zum Beispiel der flache, bauchige Bocksbeutel in Franken (und Portugal) verwendet, der ungarische Tokajer hat ebenso wie der Portwein, die Weine der Provence, die traditionell in Keulenflaschen gefüllt werden oder auch der Vin Jaune eine eigene Flaschenform. Ihre Erzeugnisse unverwechselbar am Markt zu positionieren ist das Ziel, das die Winzer aus dem Rheingau mit der neuen Rheingau-Flöte verfolgen. Durch die schlanke, gestreckte Form, die dunkle Glasfarbe und die Facettierung ist ein Design gewählt worden, das einerseits einen Bezug zu der Rheingau-Flasche um die Jahrhundertwende herstellt, andererseits besitzt die Rheingau-Flöte eine auffällige und originelle Gestaltungsweise, die Eigenständigkeit vermitteln sowie elegant und ansprechend wirken soll.
Eine besondere Form ist ebenfalls die Sachsenkeule. Diese Form wurde zur Verbesserung der Attraktivität des Elbtalweines 1931 im Staatsweingut Hoflößnitz als grüne Flasche in Keulenform entwickelt. Mit der Rückkehr zu Lokalstolz auf sächsische Weine wurde diese Form in den 1990er Jahren zur Kennzeichnung wieder aufgegriffen. Sie fand aber nicht allseitigen Eingang für Sachsenwein. Die Form im Kasten hat eine schlechtere Auflage gegenüber der Normalform. Als Alleinstellungsmerkmal für Sachsen, war die gleiche Qualitätszuordnung wie der Bocksbeutel für Frankenweine beabsichtigt.
Seit Anfang der Neunziger gibt es eine eigene Flaschenform für kalifornische Weine (ohne Kapsel, mit verbreitertem Halsende), und seit den neunziger Jahren gibt es eine generelle Tendenz zu meist schlanken Designerflaschen. Die Liste der Sonderflaschen ist lang: Im Bordeaux hat das Château Haut-Brion schon seit vielen Jahrzehnten eine einzigartige Flaschenform.
Es gibt aber noch besondere Flaschen, die nicht für den Verkauf, sondern ausschließlich zur Lagerung bestimmt sind. Eine klassische Variante ist die Demi-John, die 45 Liter fasst und zum Beispiel zur Lagerung von Non-Vintage Portwein, aber auch von Sherry oder Moscatel genutzt wird, bevor dieser auf die (75 cl-) Flasche gezogen wird.